Verhaltenstherapeutische Verfahren
Der Begriff Verhaltenstherapie steht für ein ganzes Bündel von Verfahren innerhalb der Psychotherapie. Dabei wird der Schwerpunkt für den Patienten auf die Hilfe zur Selbsthilfe gelegt. Der Patient soll in der Zusammenarbeit mit dem Therapeuten lernen, wieder mit seinem eigenen Leben zurechtzukommen.
Vorrangig werden ihm Methoden an die Hand gegeben, die ihm eine verbesserte Interaktion ermöglichen. Darüber hinaus können ihm Einsichten in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme vermittelt werden.
Ziel ist es, menschliches Leid zu lindern und die Handlungsfähigkeit zu verbessern. Dabei werden hierfür benötigte Fähigkeiten ausgebildet und gefördert. Es wird davon ausgegangen, dass Verhaltensweisen erlernt und auch wieder verlernt werden können, ohne dabei ererbte Voraussetzungen für eine „Störung“ zu vernachlässigen. Problematisches Verhalten wird vorrangig als Reaktion auf durch Erlebnisse und Ereignisse initiierte Lernprozesse betrachtet. Vereinfacht ausgedrückt: Werden andere Verhaltensmuster erlernt, verschwindet die „Störung“.
Dabei ist es nicht unbedingt erforderlich, die Ursachen des Problems zu ergründen. Eine Behebung von „Störungen“ ist auch möglich, ohne genaue Analyse der Entstehungsbedingungen.
Verhaltenstherapeutische Behandlungsverfahren gehören zu den anerkannten und von den Krankenkassen bezahlten Regelverfahren in der Psychotherapie.
Systemische Verfahren
Bei den systemischen Verfahren wird das jeweilige organisatorische System (Familie, Freundes-, Bekannten-, Kollegenkreis usw.), in welchem das Individuum interagiert, sowohl als Ressource für die Entwicklung von Stärken und Fähigkeiten, als auch für die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten betrachtet. Treten bei einem Mitglied der Gruppe (des Systems) soziale oder psychische Auffälligkeiten auf, so wird die Person als Symptomträger dafür betrachtet, dass im Gesamtsystem Probleme bestehen. Dies kann sich z. B. in wiederkehrenden Konflikten mit Familienangehörigen, Freunden, Bekannten, Kollegen usw. äußern.
In der Systemischen Therapie wird nicht von “Störungen” oder “psychischen Krankheiten” gesprochen, sondern es wird vielmehr ressourcen- und lösungsorientiert gearbeitet. Diese konstruktive Betrachtungsweise und das Fehlen psychopathologischer Ansätze steht im krassen Gegensatz zur Störungs- und Krankheitsorientierung des deutschen „Gesundheitssystems“. Es werden Auffälligkeiten also nicht als “krank” bzw. pathologisch, sondern als folgerichtige Reaktion auf Probleme oder Anforderungen gesehen.
Es bedurfte der Vorlage von mehr als 80 Studien über die Wirksamkeit systemischer Therapieverfahren an den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (heute Gemeinsamer Bundesausschuss Psychotherapie), damit am 14.12.2008 (Jahrzehnte nach den anderen europäischen Ländern und den USA) auch endlich in Deutschland die Anerkennung als wirksame und kostengünstige Psychotherapieverfahren mit sehr guten Langzeiteffekten erfolgte!
Systemische Therapieverfahren sind seitdem für Erwachsene anerkannt, werden jedoch von den Krankenkassen bisher nicht bezahlt.
Weitere Psychotherapiemethoden
Das deutsche Gesundheitssystem (eigentlich müsste es Krankheitssystem heißen, weil es Gesundheit nachhaltig verhindert) ist sowohl bei der Anerkennung von Psychotherapiemethoden wie auch bei der Zulassung von Psychotherapeuten im Vergleich zu den übrigen europäischen Staaten und den USA erheblich schwerfälliger. Wir sind eben in Deutschland, wo es nicht darum geht, Betroffenen zu helfen, sondern darum, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. Schließlich wird nur an Kranken Geld verdient.
Es dauert i. d. R. Jahrzehnte, bis ein bereits in anderen Ländern erfolgreich angewandtes Verfahren vom Gemeinsamen Bundesausschuss Psychotherapie (früher Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie) überhaupt beachtet wird.
Dies war in der Vergangenheit besonders bei humanistischen und kombinatorischen Verfahren der Fall:
- Logotherapie und Existenzanalyse **
- Gestalttherapie **
- Gesprächspsychotherapie (auch GT oder Klientenzentrierte Therapie oder Personzentrierte Psychotherapie) *
- Psychodrama **
- Integrative Therapie **
- Kombinatorische Verfahren **
Weiterhin ursächlich sind eine seit Jahrzehnten andauernde halbherzige Gesundheitspolitik, sowie restriktive und Pfründe sichernde Zulassungsverfahren der Kassenärztlichen Vereinigungen. Die daraus resultierenden negativen Folgen spürt jeder Betroffene: Monatelange bis jahrelange Wartezeiten auf einen Therapieplatz und eine immer schlechter werdende Gesundheitsversorgung.
* In Deutschland nur für Erwachsene anerkannt, nicht von den Krankenkassen bezahlt.
** In Deutschland in Gegensatz zu den anderen europäischen Ländern nicht anerkannt.